Eslohe beging im Dezember 2014 den 100. Todestag ihres Pfarrers  Johannes Dornseiffer


von Franz-Josef Huß

Dankbar gedenkt die Pfarrei St. Peter und Paul Eslohe eines Menschen, der bis vor 100 Jahren  Seelsorger mit einer großen Ausstrahlung auf eine ganze Region und getreuer Ratgeber von Stätten beruflicher Bildung  war. Pfarrer Johannes Dornseiffer war der große Erforscher und Kenner der Geschichte der von ihm betreuten Pfarreien Fretter und Eslohe sowie anderer umliegender Ortschaften.


Am 2. Februar 1837 wurde er als 5. von 7 Kindern in Gerlingen geboren. Mit 7 Jahren kam er in die einklassige Schule in Gerlingen. Im Alter von 10 Jahren, also 1847 starb seine Mutter an Tuberkulose.  Von Ostern 1849 bis zum Herbst 1852 war Johannes Dornseiffer Schüler der Rektoratsschule in Olpe.
Ab 29. September 1853 besuchte er das Theodorianum in Paderborn und schloss dort 1857 seine Gymnasialzeit mit dem Abitur ab.


Nach dem Theologiestudium in Paderborn und Münster empfing der Diakon Johannes Dornseiffer am 20. August 1862  im Hohen Dom zu Paderborn die Priesterweihe. Er verzichtete auf die Primiz in seiner Heimatgemeinde; stattdessen feierte er diese bei seinem geistlichen Onkel in Linz am 27. August 1862 in der Dominikanerkirche. Vor dem Empfang der Priesterweihe war auch schon sein Vater verstorben.
Das Generalvikariat in Paderborn schickte den jungen Vikar als Schlosskaplan und Hauslehrer auf Schloss Melschede.


Nach Ostern 1863 wurde Vikar Dornseiffer als Schulvikar nach Fretter berufen. Über seine Zeit auf Schloss Melschede schrieb er folgendes:
„Ich war dort ½ Jahr, ½ Monat, ½ Woche, ½ Tag und ½ Stunde, nachmittags halb 3 schob ich per Eselswagen ab über Balve nach Fretter. Et hoc verum est.“


Aufgrund  der  wirtschaftlichen Situation des Rückläufig Werdens der Erzeugung von Holzkohle und Gerbrinde erkannte Dornseiffer die wahrhaft große Ausbildungsnot in der sauerländischen Landwirtschaft. 
Ab dem 7. April 1863 fungierte er als sogenannter Schulvikar in Fretter. In dieser Position hatte er die Seelsorge in der Gemeinde wahrzunehmen und gleichzeitig, wie er selbst sagte: „als Schulmeister die Jugend zu unterrichten.“ Zu den Hochfesten bat ihn Pfarrer Joseph Hövel aus Schönholthausen, die Festpredigten in der Pfarrkirche zu Schönholthausen zu halten.


Mit einem Schreiben vom 4. März 1870 bewarb sich Dornseiffer bei der „Königlichen Regierung Arnsberg“ um die Stelle des Seelsorgers bei der Westfälischen Klinik Niedermarsberg. Die Doppelbelastung als Lehrer von 90 – 110 Kindern und Seelsorger von Fretter war nicht zu unterschätzen. Über die fehlgeschlagene Bewerbung konnte er kaum nachdenken. Im Sommer 1870 legte er in Paderborn das Pfarrexamen ab.


Im einsetzenden Kulturkampf 1872 wurde ihm die liebgewonnene Unterrichtstätigkeit entzogen. Was tun Steine Klopfen…..oder „Predigen“. Dornseiffer hatte sich nicht nur im Frettertal als beliebter Prediger einen Namen gemacht. Er war auch in weiter entfernt liegenden Orten der Diözese als Festprediger aufgetreten, u.a. predigte der „arbeitslose Schulvikar“ zum Fest des Bischofs und Märtyrers Kilian 1877 in der Filialkirche Helmern. 1876 richtete er eine private Fortbildungsschule ein. Zusammen mit dem landwirtschaftlichen Lokalverein Serkenrode wurde diese private Fortbildungsschule mit Genehmigung des Kreises und der Regierung am 17. Februar 1880 in eine öffentliche anerkannte Winterschule umgewandelt.
Der erste von 20 Schülern besuchte Lehrgang begann am 4. November 1880 und endete am 31. März 1881. Das Lehrerkollegium bestand aus 6 Lehrern. Der Apotheker Ludolph Mues aus Eslohe unterrichtete mit unermüdlichen Eifer im Fach „Chemie“.
Der spezielle Lehrplan bestand aus:

  • Allgemeine Bildungsfächer
  • Landwirtschaftliche Naturkunde
  • Landwirtschaftslehre
  • Wiesenbau und Drainage

Die am entferntesten wohnenden Schüler kamen aus Anröchte, Büren und Wenden. Dornseiffer war der „Dirigent“ dieser Schule.

1891 wurde die Landwirtschaftsschule in Fretter nach 11-jährigem Bestehen mit der Esloher vereinigt. Am 23. September gleichen Jahres übernahm der Kreis Meschede die Trägerschaft.


Aufgrund der Verlegung von Fretter nach Eslohe und durch die Übernahme der Trägerschaft durch den Kreis Meschede musste eine neue Schule gebaut werden, die dann 1893 eröffnet wurde. 1926 übernahm dann die Landwirtschaftskammer Westfalen Lippe die Trägerschaft der Schule. 1951 wurde ein weiterer Neubau erforderlich – das Raumprogramm war zu klein geworden.


Bis zur Verlegung der Schule nach Meschede im Januar 1976 hatten in 95 Jahren 1060 Schülerinnen und 3620 Schüler die Schule absolviert.

Seine genossenschaftlichen Gedanken bewegten Dornseiffer fortwährend. Die Gründung des „Konsum-Verein e.V. Fretter“ mit der Eröffnung am 1. Mai 1880, der „Fischerei-Genossenschaft-Frettertal“, der Rindvieh-Versicherung und nicht zuletzt der Feuer-, Hagel- und Lebensversicherung und die Gründung der Serkenroder Vereins-Molkerei zu Fretter e.G. im Jahr 1880, waren sein Werk.
 
Ab dem Frühjahr 1881 wurde Vikar Dornseiffer aushilfsweise mit der Seelsorge in der ausgedehnten Pfarrei Eslohe betraut. Hier fehlten aufgrund des Kulturkampfes beide Pfarrgeistliche. Ein Privatgeistlicher, Herr Bette, aus der Diözese Münster, Hausgeistlicher bei Familie Gabriel, war in Seelsorge und amtlichen Handlungen insoweit tätig als die Kulturkampfgesetze ihm solches gestatteten. Noch von Eslohe aus erinnerte er sich an seine Pläne und Bemühungen 4 Jahre lang, die Pfarrei St. Hippolytus in Helden zu übernehmen. Zweimal waren seine Bewerbungen vereitelt worden. Innerlich konnte er darauf nicht verzichten, obwohl er dieses dem Kapitularvikar schriftlich versprechen musste.

„Zur Gründung eines Spar- und Darlehnskassenvereins in Eslohe“ am 10. September 1882 (= 15. Sonntag nach Pfingsten) war Dornseiffer eigens von Fretter nach Eslohe gereist.

Während seiner Aushilfszeit bewarb sich Vikar Dornseiffer mit Schreiben vom 22. April 1884 auf die Pfarrstelle in Erwitte. Dass er in Erwitte nicht erfolgreich war, war nicht auf die Geringschätzung seiner Person zu erklären. Der Generalvikar Berhorst aus Paderborn beauftragte ihn mit Urkunde vom 10. November 1884 zum Hülfsseelsorger in der Pfarrei Eslohe auf Widerruf. Dornseiffer notierte in seinem Direktorium „17.11. – In Eslohe angekommen“. Die Mescheder Zeitung veröffentlichte am 28. November unter „Serkenrode“ folgende Würdigung auf den weg gehenden Dornseiffer:

„Herr Vikar Dornseiffer welcher 22 Jahre als Geistlicher und Lehrer rühmlichst gewirkt hat, hat unseren Vereinsbezirk in voriger Woche verlassen, um die Seelsorge in der Pfarrei Eslohe obzuliegen. Unser landw. Lokal-Verein verliert in Herrn Dornseiffer eines seiner rührigsten Mitglieder und eifrigsten Mitarbeiter bei allen Bestrebungen, namentlich auf dem Gebiet der landw. Bildung und der Förderung des ländlichen Kredit- und Vereinswesen.


Vor 130 Jahren, im Advent 1884, hielt er seine Antrittspredigt in Eslohe zum 1. Advent. Die Kirche, so begann er, leitete jede Kulthandlung ein und schloss sie mit den Worten: „Unserer Hilfe ist im Namen des Herrn“.


Zum 100-jährigen Jubiläum der Esloher Pfarrkirche im Jahr 1883 war erkennbar, dass er  an erster Stelle als Priester und Seelsorger lebte. Er bat zu diesem Jubiläum um eine außergewöhnliche Kollekte zur Verschönerung unserer Pfarrkirche (Hinweis auf eine Restaurierung). Übrigens die Festpredigten sind im Buch „Pfarrkirche St. Peter und Paul 1783 - 1983“ abgedruckt.


Am Allerheiligentag 1885 wurde Dornseiffer zum Verwaltungsrat des Esloher Darlehnskassenverein gewählt, an dessen Gründung er – noch von Fretter aus – tatkräftig mitgewirkt hatte.


Das Kirchliche Amtsblatt gab zum 10. Juni 1886 die Ernennung zum Pfarrer von Eslohe bekannt. Im Friedensgesetz von Staat und  Kirche am 29. April 1887 wurde Dornseiffer die lokale Schulinspektion übertragen.

Trotz der Restaurierung der Pfarrkirche in den Jahren 1853/54 entschied sich D. im Jahr 1889 neue Altäre anzuschaffen. Der übergroße Rokokoaltar aus dem ehemaligen Kapuzinerkloster in Rüthen wurde entfernt.
Theodor Brockhinke aus Wiedenbrück fertigte den neuen Hochaltar. Das Madonnenbild von Heinrich Rustige aus Werl (1810 – 1900) wurde dem neuen Altar angepasst. Zwei neue Seitenaltäre fertigte der hiesige Altarbauer Peter Schneider im historisierenden Stil: Herz-Jesu- und Marienaltar. Der Marienaltar aus Eslohe konnte in dem Jubiläumjahr (250 Jahre) in der St.-Antonius-Kapelle in Isingheim restauriert bewundert werden.


Von 1893 – 1912 fungierte Pfarrer Dornseiffer als Definitor des 2. Definiturbereichs im Dekanat Meschede. Der Bezirk umfasste die Pfarreien:  Lenhausen, Ödingen, Cobbenrode, Eslohe, Schliprüthen und nicht zuletzt seine alte Wirkungsstätte Schönholthausen mit Fretter.


Unter seinem großen Einsatz wurden die Filialgemeinden Kückelheim und Salwey als Pfarrvikariegemeinden mit eigener Vermögensverwaltung eingerichtet.

Sein goldenes Priesterjubiläum feierte der Jubilarpriester am 20. August 1912. Zur abendlichen Vorfeier versammelten sich weit über 1000 Menschen zu einem großen Fackelzug. Mit 100 Telegrammen von auswärtigen Gläubigen, Mitbrüdern und Prominenten wurde seine Bekannt- und Beliebtheit dokumentiert. Seine Krankheit war ihm zu diesem Zeitpunkt sichtlich anzumerken. Ein ärztliches Zeugnis bescheinigte: „ hochgradig schwerhörig und Leiden an starker Gedächtnisschwäche“.


Die Pfarrei schenkte ihm zu diesem Jubiläum eine neue, von Altarbauer Peter Schneider geschnitzte Kommunionbank. Sie befindet sich noch heute in der Pfarrkirche, sie ist mittig geteilt. Seine Heimatgemeinde Gerlingen schenkte ihm die noch heute im Konferenzsaal des Pfarrhauses stehende große Standuhr. Zu diesem Ehrentag wurde er vom Landrat mit dem Kronenorden 3. Klasse ausgezeichnet. Um 1903 war er schon zum Ritter des Roten Adlerordens IV. Klasse ernannt worden.

Nach seiner Pensionierung am 01. September 1913 nahm er seine Wohnung in der Vikarie, um seinem Nachfolger Dr. Philipp Hille die Wohnung im Pastorat zu ermöglichen.

Beim Besuch unserer Pfarrkirche stoßen wir auf ein großes Andenken von ihm. In den Jahren 1889 – 1890 ließ er in Koblenz 9 Kirchenfenster fertigen, 5 Motive zeigen die Gesätze des freudenreichen Rosenkranzes, die Pfarrpatrone Petrus und Paulus, die Überreichung des Rosenkranzes der Mutter-Gottes an Dominikus und den heiligen Antonius Abt mit dem heiligen Eberhard. Es gibt dazu einen Artikel in den Esloher Museumsnachrichten von 2009.


Zu seiner Ehre sind in den Orten Gerlingen, Fretter und Eslohe Straßen nach ihm benannt.


Am 11. Dezember 1914 gab er sein Leben in die Hände seines Schöpfers zurück.


Gedenken wir an dieser Stelle auch des  6. Nachfolgers von Pfarrer Dornseiffer, Pfarrer Johannes Arens, den wir im September 2014 in  Berghausen(Stadt Schmallenberg) zu Grabe getragen haben. Er war ein großer Verehrer seines Mitbruders Dornseiffer. Auf seine Initiative hin wurden 1987 die Grabmale vier verstorbener Priester vom alten Friedhof auf den Kirchplatz versetzt;  dazu gehörte auch der Gedenkstein von Pfarrer Johannes  Dornseiffer.

Im Jahr 1977 erstellten Messdiener der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul unter großem Einsatz auch von Raimund Ewers und Caspar Bürger einen unveränderten um einige Abbildungen erweiterten Nachdruck des Buches „Geschichtliches über Eslohe“ von Dornseiffer aus dem Jahr 1896.


Zudem wurde in der Esloher „Johannes-Druckerei“ 1981 unter großem Einsatz des † Kolpingbruders Josef Schulte-Hüttemeister das Buch „ Geschichtliche Aufzeichnungen aus dem Sauerland“ gedruckt; diese Artikel waren in der Mescheder Zeitung von 1901 – 1909 erschienen.


Im Jahresbericht der damaligen Landwirtschaftsschule Fretter  von 1882/83 hieß es wörtlich: Zitat:


„Gott hat jedem Land und jeder Gegend in dem unerschöpflichen Haushalt der Natur besondere Erwerbsquellen und Reichtümer niedergelegt, sie brauchen nur durch die Gesetze des Denkens und
nach den Regeln gemachter Erfahrungen erschlossen zu werden, um in den Dienst dessen zu treten, den Gott zum Herrn seiner Schöpfung gemacht hat. Suchen wir daher den Spruch wahr zu machen:

„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“.