Imker-Tagebuch: Die Sommermonate Juni und Juli


Im Mai und Juni wachsen die Bienenvölker stark an. Um die Sommersonnenwende erreicht ein Wirtschaftsvolk mit bis zu 60000 Bienen i.d.R. den Höhepunkt seines Wachstums. Die Zeit der Vermehrung ist gekommen, d.h. die Arbeitsbienen legen Brutzellen für junge Königinnen an, die sogenannte Waiselzelle.

Dies ist eine spezielle Form der Brutzelle, da diese wesentlich größer ist als eine normale Arbeiterinnenzelle und als einzige senkrecht an einer Wabe hängt. Die Maden, die in dieser Zelle schlüpfen, werden ausschließlich mit Gelee-Royal gefüttert, ein sehr nahrhafter Futtersaft, welche die Arbeitsbienen in besonderen Drüsen erzeugen. Die zukünftigen Königinnen benötigen 16 Tage vom Ei bis zum Schlupf. Wenige Tage bevor die Königin schlüpft verlässt die alte Regentin mit einem Großteil der Arbeitsbienen den Stock, um in einer neuen Behausung an einem anderen Ort ein neues Volk zu gründen. Dieser Vorgang des Ausfliegens bezeichnet der Imker als Schwärmen, bzw. die schwärmenden Bienen als Schwarm. Bevor sich diese ein neues Zuhause suchen, sammeln sie sich in einer Schwarmtraube in der näheren Umgebung ihres alten Stockes. Auf dem Foto ist eine Schwarmtraube, am Apfelbaum hängend, zu sehen.

Von dieser Schwarmtraube aus erkunden einige Bienen weiträumig die Umgebung, um nach einem geeigneten Platz für ein neues Zuhause zu suchen. Jetzt wird es Zeit für den Imker den Schwarm einzufangen, damit er auch von dem neuen Vok zukünftig Honig ernten kann. Zunächst werden die Bienen mit einer herkömmlichen Sprühflasche mit Wasser benetzt, sodass sie träge werden und bei einer Erschütterung nicht so leicht auffliegen. Nun hält man einen großen Eimer unter die Traube und  schüttelt kräftig an dem Ast, an dem die Traube hängt. Mit ein wenig Glück fallen alle Bienen mit samt der Königin in den Eimer. Anschließend kann der Schwarm in eine neue Beute mit sauberen Wabenrähmchen gegeben werden.   

Das Foto zeigt einen eingefangenen Schwarm, der seine neue Beute bereits bezogen hat.

Wenn die Königin auch in der Beute ist, kommen die noch umherfliegenden restlichen Schwarmbienen in kürzester Zeit hinzu. Fehlt die Königin jedoch, verlässt der Schwarm die Beute wieder und das Einfangen beginnt von neuem. Der Schwarm beginnt direkt mit dem Bau neuer Waben und dem Sammeln von Nektar und Pollen.
Im alten Bienenstock schlüpft nun die junge Königin. Wenige Tage nach ihrem Schlupf geht sie auf Hochzeitsflug und lässt sich von bis zu über 20 männlichen Drohnen begatten, welche nach der Paarung sterben. Vom Begattungsflug zurückgekehrt, hat sie genug Spermienzellen, um in ihrem Volk über mehrere Jahre Eier zu legen. Nach dem Schwärmen beginnt für die Bienen bereits die lange Vorbereitung auf den kommenden Winter. Nun gilt es, die Vorräte an Honig und Pollen soweit auszubauen, dass das Volk gesund über die kalte Jahreszeit kommt. 
Um die Vorräte ausreichend aufzufüllen und ganz nebenbei dem Imker den ersehnten Honig zu liefern, benötigen die Bienen nun ertragreiche Nektarquellen. Hier kann jeder Gartenbesitzer aktive Bienenförderung betreiben, indem er selbst eine kleine Bienenweide anlegt. Geeignete Mischungen sind im Fachhandel erhältlich. Ein positiver Nebeneffekt solcher Bienenweiden ist, dass sie auch optisch sehr reizvoll sind, wie das Foto beweist: Eine Arbeitsbiene sammelt Nektar an einer Phaceliablüte. Diese blüht über den gesamten Sommer bis in den Frühherbst hinein.

Einen warmen Sommer wünscht

Felix

Ein Foto aus dem Archiv:

Handschuh und eine ausgediente Gardine schützen hier den Imker auf einfachste Weise vor den Angriffen der Bienen.

Ein interessanter Bericht über die Züchtung und Forschung über Bienen findet sich auf dieser Seite. Das LAVES Bieneninstitut in Celle, eine Abteilung des Verbraucherministeriums Niedersachsen, ist vor Ort auch zu besichtigen. Die Öffentlichkeitsarbeit dieses Instituts ist vorbildlich.