Eng verbunden mit dem Lebenswerk Pfarrer Dornseiffer ist die Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft in der Gemeinde. Er erkannte schon zu seiner Schaffenszeit in Fretter, dass auf breiter Ebene eine Verbesserung der Ernteerträge möglich war, wenn Aufklärung der Menschen über eine Veränderung der bestehenden Anbaumethoden bestünde. Die Not der Bevölkerung nach Missernten war nicht nur der Witterung geschuldet. Es bestanden enorme Defizite im Wissen der Menschen, wie die Ertragsfähigkeit der kargen Böden im Sauerland gesteigert und damit die Ernährung einer stetig steigenden Bevölkerungszahl sichergestellt werden konnte. Zu sehr hingen diese an den Traditionen und waren nicht offen für neue Ideen.


Die Elementarbildung, die Basis des Wissens, das Lesen, Schreiben und Rechnen, war bereits durch die Ausübung der Schulpflicht in den Volksschulen angelegt. Lange Zeit waren diese auch Einrichtungen der Kirchengemeinden. Diese Grundlage an Wissen ist die Voraussetzung dafür, dass praktische Erfahrungen und theoretisches Wissen miteinander in Verbindung treten können.


Das wusste Dornseiffer. Doch er war sich auch der Mentalität der bäuerlichen Bevölkerung bewusst. Nur kleine Schritte waren möglich, ein behutsames aber hartnäckiges Vorgehen war erforderlich. Die Eröffnung der Landwirtschaftlichen Winterschule in Fretter im Jahre 1880 war ein solcher Schritt. Im Frühjahr, im Sommer und zur herbstlichen Erntezeit waren auch die Schüler in die Arbeit auf den Höfen eingebunden und an das „Drücken einer Schulbank“ war dann nicht zu denken. Erst in den Wintermonaten bestand Zeit zu lernen.
Über die Landwirtschaftliche Winterschule konnten jetzt neue Denkweisen an die jugendlichen Schüler herangeführt werden und diese brachten ihr Wissen mit auf die Höfe, damit dort auch ein Umdenken stattfinden konnte. Oft leisteten so die Kinder dort die Überzeugungsarbeit, unterstützt durch ihre Lehrer, allen voran Pfarrer Dornseiffer. Und so ist überliefert, dass er wiederholt einem Schüler mit auf den Weg gab, dessen Vater daheim doch noch einmal daran zu erinnern, wie vorteilhaft dessen Zustimmung zur Teilnahme an einer Flurbereinigung sei.


Dornseiffer hatte in dieser Hinsicht ein weites Feld zu beackern. Doch er wusste auch seinen Einfluss und die Dominanz, die er damals als ein Mann der Kirche in seiner Gemeinde genoss, in die Waagschale zu werfen. So geschah es auch in Eslohe, zehn Jahre später, wohin von Fretter die Winterschule verlegt wurde.


Die Jahresberichte der Schule zeugen vom umfangreichen Lernstoff der Schüler. Auf breiter Basis wurde begründet, was in den nächsten Generationen bäuerliches Wissen veränderte. Dazu gehörte u.a. auch die Vermittlung der Grundregeln des Obstbaus. Namentlich der Lehrer Rath aus Serkenrode erteilte eine Stunde wöchentlich Unterricht über den Anbau und die Pflege von Obstgehölzen, ein Bewirtschaftungszweig, der bisher im Sauerland auch wegen ungünstiger Witterungsverhältnisse keine Bedeutung erlangt hatte. Eng verbunden mit diesem Thema war naturgemäß auch die Bienenzucht, denn die Obstbäume sind auf Fremdbestäubung angewiesen, um Früchte anzusetzen und zu entwickeln. Diese Kunst des Obstanbaus und der Bienenzucht gleichermaßen war für die Bauern eine Herausforderung. Umso mehr tat es Not, diese vom Nutzen zu überzeugen, vielleicht auch zu begeistern. Ergänzt wurde damals der Unterricht in Bienenkunde, die durch den Lehrer Bender aus Weuspert den Schülern vermittelt wurde.

Bereits im Jahre 1873 hatte sich in Meschede ein Verein für Bienenzucht gegründet, der sich mit den Themen wie Königinnenzucht, aber auch damals schon über das Verhältnis der Imker zur Landwirtschaft beschäftigte. Das ist eine Thematik, die heute u.a. durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere durch Insektizide (Substanzen zur Bekämpfung von Schadinsekten in der Land- und Forstwirtschaft) brandaktuell ist und die Imker beschäftigt. Die Probleme mögen damals anderer Art gewesen sein. Sie waren dennoch so bedeutend, dass Obstbau und Bienenzucht in dem Lehrplan der Winterschule Berücksichtigung fand und wohl auch einen Anteil daran hatte, dass bei der Vieh- und Obstbaumzählung am 1.1.1900 im Kreis Meschede, der damals auch das Amt Serkenrode mit umfasste, insgesamt 97.217 Obstbäume und 4.394 Bienenstöcke gezählt wurden. Davon waren im Amt Eslohe 14.192 Obstbäume und 668 Bienenstöcke erfasst.
So ist es nun verständlich, dass auch der Bienenzucht eine Seite auf Pfarrer Dornseiffers Homepage eingeräumt wird.


                                 Ein Foto aus alter Zeit
Ein Foto aus alter Zeit

Wir begleiten in den nächsten Monaten einen jungen Mann, der sich dem Hobby der Imkerei verschrieben hat und das nicht nur in theoretischer, auch praktischer Weise. Felix Karger aus Eslohe hegt und pflegt einige Bienenvölker und schreibt seine Bachelor-Arbeit zu einem Forschungszweig der Bienenkunde. Im Frühjahr 2017 beginnen wir mit monatlichen Berichten in Wort und Bild ein „Bienenjahr“. Wir versprechen uns davon spannende und informative Einblicke in die Bienenwelt und in das Arbeitsfeld eines Imkers.
Auch wünschen wir uns, dass wir damit bei unseren Gästen Interesse am Thema wecken. Einträge im eingerichteten Gästebuch sind sehr erwünscht.