Imker-Tagebuch für den Monat August


August, die letzte, in diesem Jahr bei mir auch gleichzeitig die erste Honigernte steht an. Ein Hochgefühl für jeden Imker, den Lohn für die Mühen des gesamten Jahres vor sich zu sehen.

Ideal für die Honigernte ist ein sonniger Tag, zu einer Zeit, in der nur wenige Pflanzen blühen. Dadurch wird vermieden, dass frisch gesammelter Nektar mit ausgeschleudert wird und der Wassergehalt des Honigs unnötig ansteigt. Eine Feuchtigkeit zwischen 14-17% ist optimal, damit der Honig nicht nach der Ernte zu gären beginnt und somit ungenießbar wird.

Abb. 1: Die verdeckelte Honigwabe wurde gerade aus dem Bienenstock herausgenommen.

Zunächst werden die Honigwaben aus dem Bienenstock entnommen. Sind die Waben auf mehr als 2/3 ihrer Oberfläche von den Bienen mit einer dünnen Wachsschicht überzogen worden, dann ist der Honig idR. erntereif. Ist man sich dennoch unsicher, kann die Feuchtigkeit mit einem Refraktometer ermittelt werden. Dieses Gerät, welches an ein sehr kurzes Fernrohr erinnert, misst die Feuchtigkeit des Honigs anhand der Lichtbrechung. Diese verändert sich je nach Wassergehalt und kann bei einem Blick durch das Refraktometer an einer Skala abgelesen werden.

 

Abb. 2: Die Honigwaben werden auf dem Entdeckelungsgeschirr gelagert. Mit einer Entdeckelungsgabel wird die obere Wachsschicht auf der Wabe entfernt.

Um zu vermeiden, dass tausende Bienen im Schleuderraum landen, werden die Bienen mit einem speziellen Handfeger von den Waben herunter gefegt. Die Bienen bleiben bei diesem Vorgang unbeschadet. Anschließend werden die Waben in bienendichten Kisten zum Schleuderraum transportiert. Dieser muss sowohl bienendicht verschlossen werden können, als auch leicht zu reinigen sein, um eine gute Lebensmittelhygiene gewährleisten zu können.

 

Abb. 3: Jeweils vier entdeckelte Waben werden in die Schleuder in Gitterkörbe gehängt.

Anschließend wird die bereits erwähnte dünne Wachsschicht mit einer speziellen Entdeckelungsgabel von den Waben entfernt , sodass der Honig aus den einzelnen Zellen der Wabe herausgeschleudert werden kann. Während des Entdeckelns wird die Wabe auf einem speziellen Gestell (Entdeckelungsgeschirr) gelagert. Es ist übrigens ein echter Hochgenuss den frischen Honig aus dem Entdeckelungswachs herauszukauen. Nach dem Entdeckeln können die Waben in die Honigschleuder gehängt werden.

Abb. 4: Mit Hilfe eines Doppelsiebes, bestehend aus einem Grob- und Feinsieb werden die Wachsteilchen, welche durch das Entdeckeln noch im Honig sind, herausgefiltert.

Ein E-Motor treibt die Schleuder an, sodass der Honig durch die Zentrifugalkraft aus den Waben geschleudert wird. Durch eine Änderung der Drehrichtung werden die Gitterkörbe mit den Waben gewendet und somit die andere Seite der Wabe ausge-schleudert. Der Honig läuft an der Innenwand der Schleuder herunter und sammelt sich am Boden bzw. fließt zum Auslauf.

 

Nach dem Sieb fließt der Honig dann in einen Kunststoffeimer, in dem er gelagert wird. Sobald der Honig beginnt Zuckerkristalle zu bilden, kann dieser gerührt werden. Je höher der Gehalt an Glucose im Honig ist, desto schneller setzt die Kristallisation ein. Das Rühren erfolgt meist mit einem Rührstab aus Edelstahl (vgl. Abb. 5), der von einer Bohrmaschine oder einer vergleichbaren Honigrührmaschine, mit einer fein regulierbaren Drehzahl, angetrieben wird.

 

Durch das Rühren werden die groben Zuckerkristalle zerschlagen, der Honig kristallisiert gleichmäßiger und bildet eine feinkristalline bzw. cremige Konsistenz. Sobald der Honig auskristallisiert ist, d.h. die Kristallisation abgeschlossen ist, kann er in Gläser abgefüllt und verzehrt werden.
Guten Appetit!!!


Mit imkerlichem Gruß
Felix Karger

Abb. 5: Zwei verschiedene Formen des Honigrührers, welche sich beide dazu eignen, den Honig feinkristallin bzw. cremig zu rühren.